
VIELFALT STATT EINFALT !
Die zahlreichen Events und Projekte der vergangenen Wochen, die Hannovers lebendige Multikultur präsentieren, machen einmal mehr bewusst, wie wichtig es für eine Stadt und deren Gesellschaft ist, sich nach aussen zu öffnen und Weltoffenheit nicht nur als gut klingenden Marketing-Slogan zu nutzen, sondern im Alltag aktiv zu leben.
Wir haben viele Veranstaltungen begleitet und uns gefreut an der Vielfalt des Dargebotenen, an dem Mix aus interessierten Besuchern und Teilnehmern aus den verschiedensten Nationen, die Hannover zu ihrem Zuhause gemacht haben - Events und Aktionen, die eins gemeinsam haben: Neben guter Unterhaltung und dem Gefühl, etwas Wertvolles mitnehmen zu können, spielt der Wunsch, das Miteinander von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft zu stärken und, so Martina Hein (Kulturzentrum Faust) : "Das Unbehagen, das viele Menschen vor dem Fremden verspüren, durch Neugier und schliesslich positives Interesse zu ersetzen", eine grosse Rolle.
Schon lange lässt sich beobachten, dass Städte, in denen die verschiedensten Nationen willkommen sind, zu den interessantesten, erfolgreichsten, attraktivsten der Welt zählen. Und obwohl Hannover eine bekennende Einwanderungsstadt ist und die meisten Leute in entsprechenden Schlüsselpositionen längst erkannt haben, dass Zuwanderung Bereicherung bedeutet, hat dies eine ausreichende Bereitstellung von Mitteln zur Förderung des Miteinanders hannoverscher Bürgerinnen und Bürger mit internationalen und nationalen Wurzeln leider oft nicht zur Folge.

Viele Organisatoren sind gezwungen, mit einem minimalen Budget zu arbeiten, und die Fortführung zahlloser Projekte ist häufig nur der unermüdlichen Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter zu verdanken. Leider ist dies (abgesehen von den durch überholungsbedürfige Gesetze und schwerfällige bürokratische Organisation bedingte Hindernisse) ein Grund dafür, dass statt eines aktiven Miteinanders häufig ein passives Nebeneinander entsteht, welches nur sehr schwer wieder aufzubrechen ist. Frustrierte Einwanderer (wie viele von ihnen sind hochqualifiziert und arbeiten als Imbiss-Kellner oder Reinigungskraft, weil ihre Ausbildung hier nicht anerkannt wird; wie viele möchten gern wählen, dürfen es aber nicht usw.), entnervte Lehrer in Klassen mit Mehrheiten von Kindern, die kein deutsch sprechen können, gelangweilte Jugendliche ohne Perspektive sind die Folge und weniger geneigt, ein fruchtbares Miteinander zu leben.
Wobei der so vielstrapazierte und oft fehlinterpretierte Begriff 'Integration' neu hinterfragt werden muss: Wer muss wen integrieren und wie - bzw. wo liegen die Grenzen, was ist zuviel, was zuwenig Integration? Und wer bestimmt dies? Integration soll und kann nicht Anpassung im Sinne der Forderung nach dem Aufgeben dessen sein, was die Werte und Anschauungen, die erlernten Gebräuche und Umgangsformen, ja, die gesamte Persönlichkeit des oder der Zugewanderten ausmacht. Sollten nicht vielmehr die Andersartigkeit, der neue, frische Blickwinkel auf im neuen Land Altbewährtes erhalten bleiben, damit sich Vielfalt entwickeln kann?

Selbstverständlich ist, dass ich mich als Einwanderer im Einwanderungsland an die dortigen Gesetze und gesellschaftlichen Grundregeln halten muss. Und ja, es ist sicher sehr schwer, gewisse Volksgruppen zu motivieren, Dinge zu tun, die sie persönlich ablehnen, die aber dem produktiven Miteinander und letztendlich ihnen selbst als Individuen in der neuen Gesellschaft zu Gute kommen.

Idealerweise wird das Potential der Bereicherung durch die jeweils fremde Kultur erkannt, und es kommt zu Annäherung, Austausch und dem Entstehen von Neuem. Ein sicherer Weg dahin ist, Kindern so früh wie möglich Weltoffenheit und Toleranz zu vermitteln - egal, woher sie stammen.
Hannover braucht Vielfalt, um sich weiter zu einer internationalen, spannenden und kulturell herausragend interessanten Stadt entwickeln zu können, in der sich Zuwanderer willkommen fühlen und in ihrem Anderssein akzeptiert werden. Um dieses Ziel erreichen zu können und positive Integration (er)lebbar zu machen, bedarf es weiter innovativer, stabil geförderter Projekte in den verschiedensten Bereichen!

mukucity.com möchte weiter von solchen Projekten berichten und sie mit möglichst vielen Interessierten teilen. Deshalb unsere Bitte: Schreibt uns von neuen, geplanten oder bereits existierenden Projekten und Veranstaltungen, die Multikultur in Hannover unterstützen! Wir schreiben darüber!